„… und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn.“

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Artikel für dran: Basics

„… und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn“

  1. Jesus im Zentrum

Jesus steht in der Mitte dieses Bekenntnisses, genauso wie er auch im Mittelpunkt des christlichen Glaubens steht. Das hört sich vielleicht selbstverständlich an, ist es aber heute genausowenig wie damals, als dieses Glaubensbekenntnis geschrieben wurde. Damals gab es Leute, die Jesus gern zu einem verstorbenen jüdischen Weisheitslehrer degradieren wollten. Die gibt es heute auch. Andere wollten ihn zu einer Art philosophischen Weltformel erklären, die nie richtig Mensch gewesen ist und vor allem nicht für uns gestorben ist. Auch die gibt es bis heute. Aber die Christen waren damals weise genug, Jesus in den Mittelpunkt ihres Bekenntnisses zu stellen. Vielleicht sollten wir das von ihnen lernen und auch heute in unseren Predigten und Bekenntnissen wieder mehr von Jesus und weniger von uns selbst, unseren Gemeinden oder unserem „Christsein“ zu reden.

  1. Ein universaler Anspruch

Fast könnte man es übersehen: Was auf den ersten Blick aussieht wie eine blasse Aufzählung von Würdentiteln (so wie eben Dr. Dr. rer nat Fresenius auf jedem Nutella-Deckel draufsteht), ist in Wirklichkeit echtes Dynamit: Hier wird der universale Anspruch des christlichen Glaubens unverhohlen beim Namen genannt: Dieser Jesus ist der Christus, der Messias. Also der, auf den die Welt wartet, der die Welt rettet und eine neue Friedenszeit bringt. Dieser Jesus ist gleichzeitig Gottes Sohn. Also der, bei dem wir einen direkten und ganz greifbaren Zugang zu Gott, dem Vater finden. Er ist aber auch Gottes einziger („einzig-geborener“) Sohn. Nirgendwo sonst auf der Welt oder in der Geschichte ist Gott uns so nahe gekommen wie hier. Und: Dieser Jesus ist unser Herr. Der Titel „Herr“ war im Judentum reserviert für Gott und in der römischen Welt für den Kaiser. Das Bekenntnis der Christen zu Jesus, dem Herrn, war also von Anfang an ein Skandal, für den die Christen zuerst von den Juden und dann vom römischen Staat verfolgt wurden. Aber sie haben nicht versucht, diesen Skandal unanstößiger zu formulieren, zeitgemäßer zu verpacken oder ihn verschämt in den Hintergrund zu rücken. Für diesen universalen Anspruch haben sie gelebt und sind sie gestorben. Und wir?

  1. Eine persönliche Herausforderung

Mir haben schon oft Leute gesagt, daß sie das Glaubensbekenntnis nicht mögen. Für sie ist das alles nur eine trockene Aufzählung von dogmatischen Lehrsätzen, in denen zwar viel Wahrheit, aber kein echtes Leben steckt. Ja, es ist ja wahr, daß Jesus Gottes Sohn ist, aber das glauben ja sogar die Dämonen (Mk.5,7). Ja, es ist ja auch wahr, daß Jesus unter Pontius Pilatus gelitten hat, daß er gekreuzigt wurde und gestorben ist. Aber das kann man auch im Geschichtsbuch nachlesen. Wo steht denn aber, daß das ganze etwas mit mir zu tun hat? Wo steht denn, was dieses Kreuz für mich bedeutet? Ein Schlüssel zu dieser Frage liegt für mich genau in dem Satz, um den es hier geht: „Ich glaube an Jesus Christus … unseren Herrn“. Denn hier geht es um mehr als nur um das, was ich über Jesus glauben oder wissen kann. Hier geht es um die ganz persönliche Frage: Lasse ich von diesem Jesus wirklich mein Leben bestimmen? Lasse ich ihn wirklich „meinen Herrn“ sein? Zur Zeit geht mir ein Lied nicht mehr aus dem Kopf, das wir bei uns im Gottesdienst singen. Es stammt von der neuen CD von Brian Doerksen und könnte ungefähr so übersetzt werden:

Über die ganze Welt regierst du, Herr

Über jeden Bergbach

Über jeden Sonnenuntergang

Aber ich habe einen Wunsch,

ein einziges Ziel:

Regiere du auch wieder in mir!

 

Herr, regiere du in mir,

in deiner ganzen Macht

regiere über alle meine Träume

regiere in meinen dunkelsten Stunden

Denn du bist der Herr über alles, was ich bin

Deshalb regiere du wieder in mir!

 

Über jeden Gedanken

Über jedes Wort

Mein ganzes Leben

Soll dich widerspiegeln

Denn du bedeutest mir mehr

Als alles in der Welt

Deshalb regiere du wieder in mir!

 

Es ist relativ leicht, zu bekennen, daß Jesus der Herr der ganzen Welt ist. Aber es kostet viel, Jesus auch unseren eigenen Herrn sein zu lassen. Nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch. Nicht nur in Glaubensfragen, sondern in alltäglichen Entscheidungen. Nicht nur da, wo es jeder sieht, sondern auch da, wo wir allein oder zu zweit sind. Ich habe eine lange Zeit meines Lebens versucht, die Kontrolle über mein Leben selbst im Griff zu behalten. Auch noch lange, nachdem ich Jesus ganz offiziell als „Herrn“ in mein Leben aufgenommen hatte. Erst als ich lernen mußte, loszulassen und die Kontrolle aus der Hand zu geben, habe ich angefangen zu verstehen, was das heißt: Jesus Christus, Gottes eingeborener Sohn, unser Herr – und auch mein Herr. Und ich lerne immer noch.

Ich schlage vor, daß du dir 2 Minuten Zeit nimmst, um vor dem Weiterlesen zu beten und Jesus einige Bereiche deines Lebens zu nennen, in denen du ihn neu deinen Herr sein lassen willst. Vielleicht nimmst du dazu ja auch die Worte aus dem Lied. Vielleicht aber auch deine eigenen. Go for it!


Quelle: dran 6/1999, S. 30-31 (340 kB)

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