Was bedeutet eigentlich… Messias?

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„Ich muss nur noch kurz die Welt retten“, sang Tim Bendzko in seinem Hit aus dem Jahr 2011. Und er beschrieb darin die faulen Ausreden eines Drückebergers, der immer vorgibt, Wichtigeres zu tun zu haben, wenn ihn gerade mal jemand braucht. Also eigentlich das Gegenteil von dem, was man von einem Weltretter erwartet. In Kinofilmen gibt es dafür regelmäßig echte Heldenfiguren, die die Welt retten: Vor dem Angriff der Außerirdischen, vor dem Zugriff der Schurken oder vor anderen Katastrophen. Manche erhoffen sich sogar von Politiken und Staatsmännern, dass sie unsere Welt retten.

Die Sehnsucht nach jemandem, der in unserer verdrehten Welt die Dinge wieder ins Lot bringt, sitz tief in unseren Herzen. Wir merken, dass wir uns nicht wie Baron Münchhausen selbst aus dem Sumpf ziehen können, in den wir uns hinein manövriert haben. Durch viele kleine falsche Entscheidungen, die wir selbst, oder irgendjemand vor uns einmal getroffen hat.

In der christlichen und jüdischen Tradition spricht man vom „Messias“. Das Wort kommt aus der hebräischen Sprache der Bibel und bedeutet eigentlich „der Gesalbte“. In biblischer Zeit war es üblich, dass Menschen, die einen besonderen Auftrag von Gott hatten, mit Öl gesalbt wurden. Das Öl war ein symbolischer Ausdruck für die Kraft und Gegenwart Gottes, die unsichtbar, aber doch merklich und wirksam auf dem Leben eines Menschen ruhte: Gesalbt wurden zum Beispiel die Könige Israels, aber auch die Priester im Tempel und die Propheten, die im Namen Gottes sprachen.

Aber schon in der biblischen Zeit merkte man, dass solche menschlichen Funktionsträger oft auch nicht die Erwartungen erfüllen, die in sie gesetzt werden. Könige werden korrupt, Priester werden unglaubwürdig und nicht jeder, der behauptet, im Namen Gottes zu sprechen, ist wirklich ein Prophet. Deshalb wächst in der Bibel nach und nach die Hoffnung auf einen ganz anderen „Gesalbten“. Einen, der wirklich Gottes Wesen widerspiegelt. Und der wirklich die Macht hat, diese Welt zum besseren zu wenden. Er ist nicht irgendein „Gesalbter“, sondern „der Gesalbte“. Der Prophet Jesaja beschreibt diesen Messias als jemanden, der „den Elenden gute Nachrichten bringt, zerbrochene Herzen verbindet, Gefangene in die Freiheit führt und Trauernde tröstet.“

Als Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth eines Tages gebeten wird, aus der Bibel vorzulesen, schlägt er genau diese Stelle aus dem Buch Jesaja auf und liest sie vor. Und zur Überraschung seiner Zuhörer sagt er: Heute ist dieses Versprechen erfüllt. Der, auf den ihr wartet, steht vor euch. Und in der Tat: An seinem Leben konnten sie sehen, wie jedes Wort dieser Bibelstelle Wirklichkeit wurde. Nicht auf einen Schlag und überall, aber langsam und stetig wie ein Baum, der aus einem kleinen Saatkorn wächst. Und das geschieht bis heute. Die ersten Christen nannten Jesus deshalb „Jesus, den Messias“. Auf griechisch übersetzt klingt das so: „Jesus, der Christus“. Nach diesem Messias tragen die Christen also bis heute ihren Namen.


Quelle: Entscheidung 5/2015, S. 41 (195 kB)

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